Home(office) sweet Home!- Heimarbeit als Lebensstil

Heimbüro oder Büroheim?

Kein Handy, Tablet oder Laptop bleibt von ihnen verschont – die Google News. Kleine Vorschauen mit reißerischen Titeln. Zwischen Wetter, Wirtschaftsnews und Tageshoroskop, freue ich mich über einen Artikel mit dem Schlagwort „Homeoffice“ in der Überschrift. Ich klicke mit Interesse darauf und überfliege den Artikel, der sich mit den Vor- und Nachteilen der Heimarbeit beschäftigte. Am Rand wurde erwähnt, dass für den Herbst eine erneute Pflicht zur Diskussion stehe. Interessant, denke ich mir, haben wir nicht den Sommer über lesen müssen, wie schwer die „Wiedereingliederung“ von Langzeit-Heimarbeitern gewesen ist? Ich frage mich, warum die Rückkehr von Langzeit-Heimarbeitern als „schwierig“ bezeichnet wurde und welche Gründe wirklich dahinter stecken.

Von der Pflicht zur Kür

2020. Es ist bereits Lockdown, die Uhren drehen sich langsamer, die Straßen sind nachts menschenleer und das Kulturleben schläft seinen Dornröschenschlaf. Die Pflicht zur Heimarbeit ist jetzt Realität geworden und stellt Arbeitgeber vor ungeahnte Herausforderungen. Im Schnelldurchlauf sind Unternehmen digitalisiert, vernetzt und Mitarbeiter für die Fernarbeit ausgestattet worden. 2022. „Kann ich bei Ihnen auch von zu Hause aus arbeiten?“ So oder so ähnlich lauten Anfragen von Jobinteressenten und Mitarbeitern. Die Jobportale überschlagen sich mit Homeoffice Angeboten und Arbeitgeber haben bereits mit verschiedenen Modellen reagiert. Was vor zwei Jahren noch eine Pflicht war, hat jetzt einen festen Platz in der Arbeitswelt gefunden. Was also macht das Arbeiten von zu Hause aus immer noch so attraktiv?

Zwei Argumente für die Heimarbeit

Die Gründe sind so vielfältig, dass man nicht alle abschließend aufzählen kann. Wenn man sich mit Artikeln beschäftigt, dann heben sich zwei wesentliche Argumente hervor:

Flexibilität und Zeitersparnis.

Kreatives Chaos am Heimarbeitsplatz

Interessant ist, dass viele Arbeitnehmer sich als produktiver beschreiben, seitdem sie von zu Hause aus arbeiten können. Als Begründung wird genannt, dass jeder Arbeitsplatz seine eigenen täglichen Abläufe habe. Oftmals würde durch eine feste Mittagspause der sogenannte Flow unterbrochen werden. Viele geben zudem an, „ein schlechtes Gewissen“ zu haben, wenn sie nicht an der gemeinsamen Mittagspause teilnehmen. Hingegen würden eigene geschaffene Routinen dafür sorgen, produktiver zu sein. Man ist den Ablenkungen nicht ausgesetzt, die das Arbeitsumfeld bereithält.

Termine, jeder hat sie!

Die Flexibilität der Heimarbeit zeigt sich für die Mehrheit darin, ihre Termine besser koordiniert zu bekommen. Sei es der Handwerkertermin, ein Besuch beim Arzt, die erwartete Lieferung oder der Gang zum Amt. Naturgemäß liegen diese sehr Arbeitnehmer unfreundlich, sodass oftmals nachgearbeitet werden muss oder ein halber Urlaubstag erforderlich wird. Durch die Arbeit per Fernzugriff ist es nun vielen Arbeitnehmern möglich, diesen Verpflichtungen nachzukommen. Lieferungen und Handwerkertermine können jetzt problemlos selbst übernommen werden.

Ein weiteres Argument ist die Einsparung des Fahrtwegs. Es gibt eine große Anzahl an Arbeitnehmern, die einen täglichen Arbeitsweg von mehr als einer Stunde in Kauf nehmen. Staus, Parkplatzsuche, Bahnausfälle und Verspätungen können bereits morgens sehr viel Hektik auslösen. Das frühe Aufstehen und die Rushhour entfallen. Keine Wege, die bei Wind und Wetter bewältigt werden müssen. Keine vollen Bahnen, die wie finnische Saunen warm-feucht sind oder Baustellen, die eine Autofahrt zur Tortur gestalten. Da ist es bequemer, den Laptop aufzuklappen und am Morgenmeeting teilzunehmen – entspannt und pünktlich.

Die Rückkehr zum Mutterschiff

In diesem Sommer wurden die Pandemie Maßnahmen weiter gelockert und die Rückkehr ins Büro stand allen Arbeitnehmern wieder offen. Wer ein aufmerksamer Leser von Nachrichten ist, dem sollte nicht entgangen sein, dass sich plötzlich sehr viele Psychologen „zu Wort“ gemeldet haben: Die Wiedereingliederung von Langzeit-Heimarbeitern hatte sich als „schwieriger“ gestaltet, als vorher angenommen. Doch warum war das so?

Vertrauensbasis als Grundlage für das Arbeiten aus dem Homeoffice

Experten haben einen wesentlichen Grund angeführt, der sich sowohl für die Arbeitgeber, als auch Arbeitnehmer tiefgreifend verändert habe: die Arbeit auf Vertrauensbasis. An diese Freiheit des selbstbestimmten Arbeitens habe man sich gewöhnt und kann den Schritt schwer wieder zurück machen. Der Vorteil, unabhängig von den Kollegen seine Routinen entwickelt zu haben, ist gleichzeitig ein Hindernis geworden, sich in die Strukturen einzuleben.

Zudem hat sich das Büro weiterentwickelt, während der eigenen Abwesenheit. Neue Kollegen sind hinzugekommen, andere sind gegangen. Die Sitzplätze wurden neu verteilt und der alte, geliebte Arbeitsplatz ist nicht mehr vorhanden. Zudem besteht wieder der „soziale Druck“ an den Büro-Ritualen teilzunehmen. Alles zusammen genommen kann dazu führen, sich wie ein Fremdkörper zu fühlen, trotz langjähriger Betriebszugehörigkeit.

Was aber sind die Gründe, die Langzeit-Heimarbeiter anführen, den Gang ins Büro zurück zu meiden?

Büromuffel – Heimarbeit als Lebensstil

Meine Nachbarin, selbst eine Langzeit-Heimarbeiterin, habe ich zu diesem Thema interviewt: Sie bleibe im Homeoffice, denn die letzten Jahre haben gezeigt, dass eine Anwesenheit nicht zwingend erforderlich sei. Sie könne ihrer Arbeit im selben Umfang nachgehen, wie vorher auch. Da sie jetzt seit 2 Jahren nonstop von zu Hause aus arbeite, sieht sie keinen Grund für eine Rückkehr. Immerhin habe sie das Glück, dass ihr Arbeitgeber nicht auf die Weisungsbefugnis bestehe und ihr die Freiheit überlasse, weiterhin „remote“ zu arbeiten.

Büro oder Zuhause? Wer sich in welchem Umfeld wohler fühlt, ist eine Frage der persönlichen Vorliebe.

In einem Nebensatz hat sie erwähnt, dass sie den Luxus genießt, ihre Pause damit zu verbringen, frisch zu kochen und manchmal ein Mittagsschläfchen zu halten. Alles Dinge, die ihr die Büroräume nicht bieten könnten. An die gesündere Essgewohnheit hat sie sich gewöhnt und genießt es abends den PC auszumachen und morgens nur aus dem Bett „zu fallen“ um dann in den Tag zu starten. Zudem habe sie abends direkt „Feierabend“ ohne den beschwerlichen Fahrtweg, damit bliebe mehr Zeit für andere Dinge übrig.

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Psychologen und Soziologen haben kein eindeutiges Ergebnis

In einem sehr ausführlichen Artikel zu dem Thema Heimarbeit habe ich gelesen, dass mit Beginn der Pandemie an dem Thema geforscht wird. Nach drei Jahren könne man seitens der Psychologen und Soziologen keine Empfehlung aussprechen, ob Arbeitgeber künftig auf die Option verzichten sollen oder nicht. Die Studien haben gezeigt, dass unabhängig vom Alter, Bildungsstand, Status und Geschlecht das Homeoffice unterschiedlich empfunden wird. Es sei demnach eine „Typenfrage“, ob jemand produktiver in den heimischen vier Wänden arbeiten würde oder sich im Büroumfeld wohler fühle.

Darüber hinaus haben die Forscher die individuellen Lebensumstände in ihren Forschungen nicht genau abbilden können. Beispielsweise konnte nicht zwischen Gruppen wie Alleinerziehenden, Schichtarbeitern oder Singles unterschieden werden. Umso interessanter ist es, dass der Arbeitsmarkt bereits reagiert hat und Hybrid-Lösungen anbietet, die einen Wechsel zwischen der Heimarbeit und dem Büro vorsehen. Die Pflicht ist zu einer Option geworden, die gern angenommen wird.

Fazit

Man kann zusammen fassend nicht pauschal sagen, ob man durch den heimischen Arbeitsplatz eher dazu verführt wird, sich von dieser „umgeben“ zu fühlen oder als fester Bestandteil der Einrichtung wahrgenommen wird. Am Ende bleibt es eine individuelle Entscheidung, in welchem Arbeitsmodell man sich „zu Hause“ fühlt. Ich für meinen Teil genieße mein Hybrid-Leben sehr, denn so kann ich von beiden Welten profitieren.

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